Geschichten

 

  Die Entstehung der Welt

Mens sane in corpore sano - in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Und in einem vom Alkohol vernebelten? Da entstehen meistens kranke Ideen (und Gedächtnislücken).

Aus verschiedenen Gründen, die angelegentlich auch mit C2H5OH abgekürzt werden, ist der genaue Hergang der Erfindung des Fassathlons wohl für immer im Dunkel der Geschichte versunken. Nichtsdestotrotz ist es gelungen, uns an einige Eckpunkte dieses monumentalen Geniestreichs zu erinnern. Um einen Beitrag zu den Terabytes sinnlosen Geschwafels im Internet zu leisten, sollen sie an dieser Stelle aufgeschrieben seyn.

An einem schönen Abend am Tag X des zweiten Monat im Jahr 2003 nach der Geburt des semitischen Wunderheilers saßen Die Vier bei einem Bierchen beisammen. Da uns bereits nach kurzer Zeit die Gesprächsthemen ausgingen (das Wetter gab nicht viel her, auch die Nachbarn waren in letzter Zeit bemerkenswert sittsam gewesen), musterten wir uns ernsten Blickes. Die nüchterne Betrachtung unserer mehr oder minder beklagenswerten Zustände mündete in den Doppelbeschluß, in Zukunft Nüchternheit und Unsportlichkeit, diese grausamen Geißeln der mitteleuropäischen Menschheit, gleichermaßen konsequent zu bekämpfen.

Dem sogleich gemachten Vorwurf, lediglich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden zu wollen, können wir nur entgegenhalten, daß sich Leistungssportler wie wir notwendigerweise mit flüssiger Spezialnahrung versorgen müssen. Handelsübliche Präparate wie etwa "Power Gel" enthalten viel Zucker und sind deshalb schlecht für die Zähne: Bier hingegen ist zuckerarm, ergo gesünder und schmeckt ja auch viel besser.

Die erste Idee war, einen Freiberger Bierathlon zu veranstalten; aber das gibt's ja schon zuhauf und ist ja auch wesentlich mehr Bier als Athlon. Ein entscheidender Impuls war der Vorschlag, einen Wiener Dreikampf in etwas größerem Rahmen zu inszenieren. Sport - Bier - Sport - Bier …. naja, das wäre auf Dauer auch nicht gerade abwechslungsreich. Außerdem waren wir uns einigermaßen einig, daß verschiedene bereits praktisch erprobte Aktivitäten (z. B. Matratzen vom Boden zum Erdgeschoß und retour schleppen) für einen regelmäßigen Trainingsbetrieb eher hinderlich wären, ganz abgesehen von eventuellen Fehlleistungen der Probanden im zweiten, dritten, ... Durchgang.

Nach fortgesetzter gründlicher Schärfung des Bierverstands kamen uns weitere Ideen. Drei Sportarten - LaufenSchwimmenRadfahren - das wäre doch schon mal ein guter Anfang. Aber Triathlon so ganz ohne Bier? Nee, das wäre zu einfach. Triathlon unter erschwerten Bedingungen also. Bierkästen stapeln oder weitwerfen? Naja, ein bißchen mehr anstrengen sollte man sich schon. Mmmh ... einen Bierkasten mit sich herumschleppen gibt's ja nun schon. Idee! Was ist die nächstgrößere Einheit in der Bierskala? Genau: eine Großdose, umgangssprachlich auch als ‚Fass' bezeichnet.

Da so ein Fass bei allen drei Sportarten im allgemeinen eher hinderlich ist, war die Beschaffenheit einer adäquaten Transporthilfe der nächste Punkt auf unserer Agenda. Nach vergleichweise kurzer und unheftiger Diskussion einigte man sich auf die Verwendung von Rucksack-Tragegestellen, die eine angemessen behindernde Zusatzbelastung darstellen.

Damit war der Fassathlon im Grunde fertig - es waren nur Stunden vergangen und wir hatten ein sportliches Hochlicht kreiert. Uns war sofort klar, dass dieses Ereignis das Zeug zur Kultveranstaltung hat; bemerkenswerterweise war das auch noch am nächsten Morgen der Fall. In den folgenden Tagen und Wochen begannen die Vorbeireitungen*; fassathlon.de wurde angemeldet und zusammengeschraubt, die Strecke geplant und ausgekundschaftet, Fässer organisiert, der Tragegestellmarkt bei ebay leergefegt und die Preise nach oben getrieben und so weiter und so fort. Außerdem haben wir uns zwischenzeitlich vermehrt und firmieren jetzt als Rennleitung.

Und was lernen wir daraus? Vier Leute in Bierlaune, und das Unheil nimmt seinen Lauf.

 

* Ja, das haben wir mit Absicht nicht korrigiert ;-)